Modul 1 – Einheit 3
Kopfkino
Hintergrundwissen für Anwender*innen:
Im Film gibt es eine Szene (01:50-02:13), die Dima mit: „Ich bin Jude, ein richtiger, lebendiger Jude.“ einleitet. Darauf folgen schnell eingeblendete (historische) Abbildungen wie Fotografien, Karikaturen und Zeichnungen. Da es sich dabei um Fremdbilder handelt, ist eine begleitende Einordnung und Kontextualisierung besonders wichtig. Diese Darstellungen zeigen gewaltvolle Szenen und bedienen bewusst Stereotype, die viele Menschen unbewusst mit „Juden“ assoziieren. Deshalb enthält diese Einheit keine Assoziationsaufgabe für die TN, sondern legt den Fokus auf eine klare Einordnung als (antisemitische) Fremdbilder. Zwar sind nicht alle Assoziationen zwangsläufig antisemitisch, dennoch sollen hier einige problematische Bereiche thematisiert werden, die ein Verständnis für die Wurzeln von Antisemitismus fördern: Viele verbinden „Juden“ vorrangig mit dem Opferstatus und dem Holocaust, das Judentum wird oft exotisiert und mit orthodoxer Religiosität gleichgesetzt, obwohl es auch liberale Strömungen gibt. Außerdem gibt es die Verknüpfung von „Juden“ mit Gewalt und Israel, wobei Israel oft mit Soldaten und Panzern assoziiert wird, sowie das Bild von reichen, prominenten Juden.
Im Film wird der Fokus auf drei Figuren gelegt, die sich bewusst dieser Stereotype bedienen: Tobias, Marcel (der Junge an der Ampel) und die Lehrerin. Jede dieser Figuren reagiert auf Dima aus ihrer eigenen Perspektive auf das „jüdisch-Sein“ und aus ihren eigenen Bildern von sich selbst und der Gesellschaft. Gemeinsam ist ihnen, dass sie in Dima nur „den Juden“ sehen und ihn darauf reduzieren. Ihre Reaktionen unterscheiden sich jedoch: Tobias zeigt Gewalt und Ablehnung, die Lehrerin empfindet Mitleid und exotisiert ihn, während Marcel ihn auf seine Opferrolle reduziert und eigene Schuld abwehrt.
Diese Einheit baut auf den ersten Eindruck des Films in Einheit 2 auf. Ziel ist es, weitere Erscheinungsformen von Antisemitismus zu erkennen und durch die genannten Figuren die Fremdbilder zu hinterfragen und das eigene Selbstbild zu reflektieren.
Die im Schnelldurchlauf im Film gezeigten Bilder sind im folgenden Dokument kurz beschrieben: Hintergrundinformationen Bilder (PDF)
Ziel
Ziel dieser Einheit ist es, dass die TN verschiedene Fremdbilder von Jüdinnen und Juden, die im Film thematisiert werden, erkennen. Sie sollen verstehen, dass diese Fremdbilder, selbst wenn sie zunächst freundlich wirken, mit der Realität von Dima, dem jüdischen Protagonisten, nichts zu tun haben, sondern auf in der Tradition konstruierten Bildern vom „Juden“ basieren. Diese Einsichten sollen anhand der unterschiedlichen, aber strukturanalogen Kommunikationen der drei Protagonist*innen Tobias, Marcel und der Lehrerin vertieft werden.
Ablauf
-
- Die Anwender*in führt in die Sequenz (01:50-02:13) Bei Bedarf kann sie auch noch einmal wiederholend geschaut werden. Wichtig ist zu betonen, dass es sich bei diesen Bildern um Fremdzuschreibungen handelt!
- Es wird empfohlen einen Stuhl- oder Sitzkreis zu bilden. In die Mitte werden Bilder (s. Material screenshots) ausgelegt. Anschließend suchen sich die TN ein Bild aus und werden aufgefordert zum gewählten Bild einen Titel zu formulieren. Dieser Titel wird anschließend auf eine Karteikarte oder direkt auf das Bild geschrieben.
Hinweis: Die Vorlage enthält 19 verschiedene Bilder. Wenn mehr TN vor Ort sind, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder können Bilder doppelt gedruckt werden oder die die TN können Paare bilden und sich gemeinsam ein Bild aussuchen.
- Die Bilder und ihre Titel werden für alle sichtbar aufgehängt und unter der Frage: „Warum habt ihr das Bild und den Titel gewählt?“ vorgestellt.
- Plenumsgespräch mit folgenden Gesprächsimpulsen:
- Was für Assoziationen werden mit solchen Bildern geweckt?
- Was ist problematisch an den gezeigten Bildern?
- Warum betont Dima, dass er „richtiger lebendiger Jude“ sei?
- Was haben diese Bilder und Assoziationen mit Antisemitismus zu tun?
- Die TN werden in drei Gruppen eingeteilt und bekommen jeweils eine Figur zu gewiesen (Tobias, Marcel, Lehrerin). Die Gruppen sollen auf ausgeteilten oder mitgebrachten Geräten die jeweiligen Sequenzen (Tobias: 01:20-01-34; Marcel: 10:37-12:30; Lehrerin: 18:15-20:00) schauen und anschließend folgende Fragen stichpunktartig beantworten:
- Was ärgert, nervt oder verletzt Dima am Verhalten der euch zugeteilten Figur?
- Was ist jeweils das Motiv der Figur für ihr Handeln?
- Im Plenum werden die Ergebnisse präsentiert und von anderen TN ergänzt. Abschließend werden alle Figuren unter folgender Fragestellung diskutiert:
Haben die Positionen und Äußerungen etwas Gemeinsames?
Hinweis: Die TN sollen hierbei v.a. bemerken, dass die Fremdzuschreibungen nicht dem wirklichen Dima entsprechen, sondern Fremdzuschreibungen/Projektionen sind. Innerhalb des Gesprächs kann auch in die Selbstreflexion übergeleitet werden, die die TN selbst in ihren Fremdzuschreibungen anfragt. Dabei geht es darum, dass das Schubladendenken unserer Gesellschaft den TN bewusst gemacht und hinterfragt werden kann. Außerdem sollte auf die Verkürzungen, die diese mit sich bringen, hingewiesen werden
Methode
– Bildimpuls
– Plenumsgespräch
– Gruppenarbeit
– Filmanalyse
Material
– mobile Endgeräte
– Film (s. Einheit 2)