Kursfortschritt gesamt

Modul 1 – Einheit 4

Cocktail mixen

Hintergrundwissen für Anwender*innen:

Die Filmemacher*innen beschreiben ihr Werk selbst oft mit einen Cocktailrezept. So heißt es:

„Zutaten: 1 Jude, 12 Deutsche, 5cl Erinnerungskultur, 3cl Stereotype, 2 TL Patriotismus, 1 TL Israel, 1 Falafel, 5 Stolpersteine, einen Spritzer Antisemitismus
Zubereitung: Alle Zutaten in einen Film geben, aufkochen lassen und kräftig schütteln. Im Anschluss mit Klezmer-Musik garnieren.
Verzehr: Vor dem Verzehr anzünden und im Kino genießen. 100 % Koscher.“

Dieses Bild, das bereits durch die Titelassoziation (siehe Einheit 2) in den Köpfen der TN verankert wurde, soll in dieser Einheit erneut aufgegriffen werden. Es dient dazu, die im Film gezeigten Fremdbilder (siehe Einheit 3) mit den Vorstellungen der TN (siehe Einheit 1) zu verknüpfen. Auf dieser Grundlage wird der „Cocktail Antisemitismus“ weiter „gemixt“, aufgeteilt in Erscheinungsformen, Themen/Inhalte sowie Stereotype/Motive/Bilder. Diese drei Ebenen wurden bereits in den vorangegangenen Einheiten angesprochen, aber noch nicht systematisch zusammengeführt. Dadurch soll das umfangreiche Reservoir antisemitischer Bilder sichtbar gemacht werden, die häufig als Erklärungsmodell für sämtliche negativen Erscheinungen der Welt genutzt werden.

Die TN sollen diesen Zusammenhang durch eine Internetrecherche in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen wie Fußball, Musik, Kunst, Politik, Religion und Literatur nachvollziehen, in denen antisemitische Elemente und Darstellungen auftauchen. Ziel ist es, zu verdeutlichen, dass Antisemitismus nicht nur ein Phänomen des Nationalsozialismus und dessen Nachwirkungen ist, sondern ein tief verwurzeltes kulturelles und zivilisationsgeschichtliches Element, das weit in die Vergangenheit zurückreicht. Wir haben gute Erfahrungen gemacht mit der offenen Recherche, weil TN in diesem Themenfeld, diesen Themenfelder sehr schnell auf spannende und sprechende Dinge stoßen.

Der abschließende Sammelpunkt für diese Einheit mit den Rechercheergebnisse, die die Ingredienzien des Cocktails bilden, ist das Cocktailglas mit Inhalten und als Beispiel für Anwender*innen gedacht: Beispiel Antisemitismus-Cocktail (PDF)

Hier ein Hinweis auf Antisemitismus im Fussball, der beispielhaft die Bandbreite von Antisemitismus in einem „Feld“ ohne Juden markiert.

 Ziel

Ziel dieser Einheit ist es, dass die TN die Erscheinungsformen, Themen und Inhalte sowie Stereotype, Motive und Bilder des Antisemitismus basierend auf ihrem aktuellen Kenntnisstand formulieren. Sie entwickeln ein Verständnis für die unterschiedlichen Dimensionen und die Allgegenwärtigkeit des Antisemitismus, indem sie ihre Erkenntnisse visualisieren und reflektieren.

Ablauf

  1. Die TN werden in Gruppen eingeteilt (ca. vier Personen) und suchen sich eines der folgenden Themen aus, zu denen sie recherchieren möchten: Antisemitismus im Fußball; Antisemitismus in der Musik; Antisemitismus in der Kunst; Antisemitismus in der Politik; Antisemitismus in der Religion; Antisemitismus in der Literatur. Die Gruppen sollen zu ihrem gewählten Thema eine Internetrecherche durchführen.
    1. Arbeitsaufträge: Führt eine Internetrecherche durch und erarbeitet eine Liste der Themen die in eurem gewählten Feld behandelt werden. Erstellt dafür eine Tabelle.
    2. Untersucht, wie sich aus eurer Sicht Antisemitismus darin äußert. Achtet darauf, welche Bilder oder Stereotype „des Juden“ verwendet werden. Notiert Beispiele in der Tabelle.
    3. Welche Motive kommen vor? (Geld, Körper, Abgeschlossenheit, Israel …)
    4. Notiert auch Fälle oder Themen, wo ihr euch unsicher seid oder wo ihr den Eindruck habt, dass es sein könnte, aber euch nicht richtig klar scheint.
    5. Haltet während der Recherche auch nach weiteren interessanten Entdeckungen von Zuschreibungen oder Stereotypen Ausschau, die nicht direkt zu den vorherigen Punkten gehören. Notiert diese als Extrapunkte in der Tabelle.
  1. Die Ergebnisse werden im Plenum vorgestellt und diskutiert. Dabei kann es sinnvoll sein, die Ergebnisse nach Erscheinungsformen, Inhalt und konkreten Bildern von „den Juden“ zu clustern.
  2. Die TN bekommen das AB Antisemitismus-Cocktail (s. Material) ausgeteilt und sollen sich nach der Diskussion noch einmal in den Gruppen darüber beraten, wie sie dieses angeregt von ihren Recherche Ergebnissen ausfüllen würden. Die ausgefüllten ABs werden eingesammelt und zu Beginn der nächsten Einheit wieder genutzt.

 Methode

– Gruppenarbeit

– Internetrecherche

– Plenumsgespräch

 Material

– mobile Endgeräte

Recherchevorschläge für Zeit vor NS falls nötig:
Politik/Wissenschaft:
Ein Konflikt der die Debatte im Deutschen Reich Ende 19. Jahrhundert in extremer Weise geprägt hat: Der Berliner Antisemitismusstreit „Die Juden Sind unser Unglück“

Die Dreyfussaffäre als Beispiel eines antisemitischen Justizskandals in Frankreich mit weitreichenden Folgen, denn in dieser Phase entscheidet Theodor Herzl für sich, dass jüdisches Leben in Europa nicht mehr möglich scheint.

Kirche:
Adolf Köberle, Prof für Systematische Theologie 1939-1966 in Basel und Tübingen in einer „Predigt über die Juden“:
Köberle 1933 (PDF)

Adolf Stoecker, Zeitgenosse von Treitschke und Prediger am Hofe des deutschen Kaisers, der sowohl sozial engagiert wie antisemitisch war.