Modul 2: Antisemitismus als Weltverschwörung

Hinführung

Das zweite Modul vertieft die Auseinandersetzung mit den Erscheinungsformen des Antisemitismus, insbesondere am Beispiel von Verschwörungserzählungen. Fast alle Verschwörungserzählungen weisen antisemitische Motive auf, und das Konzept einer Verschwörung selbst hat historisch als antijüdische Erzählung gedient. In diesem Modul haben die TN die Möglichkeit, eigene Berührungspunkte mit Verschwörungserzählungen zu thematisieren und sich mit lebensweltlichen Kontexten wie sozialen Medien auseinanderzusetzen.

Zunächst werden allgemein Verschwörungserzählungen und ihre Funktion behandelt, bevor der antisemitische Charakter eingehender erarbeitet wird. Ein zentraler Bestandteil des Moduls besteht darin, die Funktion von Verschwörungserzählungen als Brücke zum Verständnis des Antisemitismus zu erkennen. Die TN lernen anhand von Verschwörungserzählungen im Kontext der Corona-Pandemie verschiedene antisemitische Codes kennen und erproben mögliche Umgangs- und Interventionsstrategien. Durch digitale Methoden, wie das Erstellen von Memes, können die TN kreativ eigene Strategien im Umgang mit Verschwörungserzählungen entwickeln.

Am Ende des Moduls sind die zentralen antisemitischen Motive (Verrat, Verschwörung, Geld) erarbeitet und anhand der Figur Judas wird eine erste Idee zu den christlichen Signaturen des Antisemitismus formuliert, die in den folgenden Modulen weiter vertieft und erforscht wird.

Hintergrundwissen für Anwender*innen für das gesamte Modul

Im Folgenden wird von „Verschwörungserzählungen“ anstatt „Verschwörungstheorien“ gesprochen, um zu betonen, dass es sich nicht um wissenschaftliche oder plausibel hergeleitete Theorien handelt. Die Verbreitung funktioniert über das Behaupten und anschließende (Weiter-)Erzählen. Verbreiter*innen sprechen dabei selbst nicht von „Theorien“, sondern formulieren klar angenommene Wahrheiten. Häufig wird auch die Bezeichnung „Verschwörungsmythen“ verwendet, welches den (vermeintlichen) Wahrheitsanspruch jedoch ebenfalls nicht vollumfänglich abbildet.

Weiterführendes Material zum Begriff bei der Amadeu-Antonio-Stiftung.

Methodischer Hinweis für Anwender*innen für alle Module

Ausgehend von dem Kurzfilm „Masel Tov Cocktail“, der den Auftakt zu Modul 1 bildet, schlagen wir vor, in allen Modulen mit dem „Cocktail“ als Sinnbild zu arbeiten – einem Antisemitismus-Cocktail. Warum ein Cocktail? Ein Cocktail ist ein Mixgetränk, das aus mehreren Zutaten besteht und in einem Shaker verrührt wird. Cocktails gibt es schon sehr lange, sie folgen oft einer typischen Grundstruktur, und viele werden weltweit nach der gleichen Rezeptur gemixt. Nicht alle Zutaten sind sofort herauszuschmecken, und nicht jeder Cocktail trifft den Geschmack aller Menschen.

In jedem Modul finden sich neue Zutaten für den giftigen Antisemitismus-Cocktail: alte und aktuelle Erscheinungsformen von Antisemitismus, antisemitische Motive oder Codes sowie christliche antijüdische Negativstereotypisierungen. Zudem zieht sich eine zentrale Frage durch alle Module, die anhand verschiedener Kontexte und Beispiele immer wieder neu beantwortet wird: Warum schmeckt der Antisemitismus-Cocktail? Und vor allem, warum schmeckte und schmeckt er Christ*innen?

Die beiden Arbeitsbögen „Antisemitismus-Cocktail“ und „Warum schmeckt’s?“ begleiten alle Module und werden am Ende jedes Moduls zur Ergebnissicherung integriert. Je nach Gruppendynamik sowie den verfügbaren Materialien und Räumlichkeiten empfehlen wir, diese beiden Bilder als großes Wandbild zu übertragen und kontinuierlich zu ergänzen. Alternativ können die Arbeitsbogen-Vorlagen (am besten als A3-Druck) verwendet werden, angepasst an den jeweiligen Kontext. Selbstverständlich können sie auch genutzt werden, wenn nur ein Modul oder einzelne Einheiten behandelt werden.