Kursfortschritt gesamt

Modul 2 – Einheit 8

Was tun?

Hintergrundwissen für Anwender*innen:

Die letzte Einheit trägt das Motto „Anders Erzählen“ (siehe Einführung und unser Ansatz „Anders Erzählen“) und thematisiert die Frage nach den Umgangsmöglichkeiten mit verschwörungsideologischen und antisemitischen Inhalten. Die TN sollen kreativ erproben, wie sie auf solche Inhalte reagieren können. Dabei wird auch reflektiert, welches Ziel oder welchen Zweck eine Reaktion oder Intervention haben kann. Zudem soll diskutiert werden, in welche Gefahr sich die TN selbst begeben könnten.

Das Üben von Interventionen findet in dieser Einheit in Kontexten statt, die für die Jugendlichen lebensnah erscheinen, insbesondere in sozialen Medien. Dennoch sollten auch Situationen aus der Schule oder dem öffentlichen Raum in die Gespräche einfließen.

Das Ziel ist es, die Bedeutung und Relevanz von Reaktionen und dem Einschreiten zu besprechen: Welche Wirkung könnte es haben, wenn ich reagiere, wenn jemand etwas Antisemitisches äußert? Welche Auswirkungen könnte das in den sozialen Medien haben? Häufig wird eine Ohnmacht in Bezug auf die Wirkkraft von Interventionen, insbesondere auf sozialen Plattformen wie TikTok, beobachtet. In dieser Einheit sollen Möglichkeiten eröffnet und die Wirksamkeit von Interventionen vermittelt werden. Gleichzeitig werden auch die Grenzen und Gefahren solcher Interventionen diskutiert (z. B.: Mache ich mich selbst angreifbar, wenn ich etwas poste? Wie riskant ist es, in der U-Bahn einzuschreiten?).

In diesem Modul kann wieder auf das Glossar zurückgegriffen werden (s. Einheit 4).

 Ziel

Ziel dieser Einheit ist es, dass die TN verschiedene antisemitische Codes und Bilder in aktuellen Verschwörungserzählungen kennenlernen. Sie entwickeln Handlungsstrategien und Argumentationen zum Umgang mit diesen Verschwörungserzählungen und setzen diese kreativ in unterschiedlichen Szenarien um. Darüber hinaus reflektieren die TN über verschiedene Umgangsformen mit Verschwörungserzählungen und Fake News im Internet sowie in den sozialen Medien, um ihre kritische Medienkompetenz zu stärken.

Ablauf

  1. Es wird Platz in der Mitte des Raums geschaffen und die TN stellen sich im Kreis auf. Zunächst wird zum Einstieg gefragt: Habt ihr schon einmal reagiert, wenn euch Antisemitismus begegnet ist – sei es durch Verschwörungstheorien, Fake News oder Hass im Netz?
  2. Um die Antworten der TN besser einordnen zu können, wird eine Positionsübung durchgeführt. Nacheinander werden verschiedene Aussagen vorgelesen, und die TN positionieren sich im Raum auf einer Skala von „stimme voll zu“ bis „stimme überhaupt nicht zu“. Dieser körperliche Ausdruck ihrer Ansichten fördert die Reflexion über persönliche Überzeugungen und deren Hintergründe. Nach jeder Aussage haben die TN die Möglichkeit, ihre Wahl zu erklären und ihre Gedanken zu teilen.
  3. Sätze für die Positionierung:
    1. Wenn ich etwas Antisemitisches im Internet lese, ignoriere ich es, weil es sowieso nichts bringt, darauf zu reagieren.
    2. Wenn mir eine Verschwörungserzählung begegnet, dann muss ich etwas dagegen sagen, damit nicht noch mehr Menschen daran glauben.
    3. Wenn ich bei Instagram oder TikTok etwas gegen Antisemitismus schreibe oder poste, bringe ich mich selbst in Gefahr.
    4. Es ist wichtig für die Demokratie, dass Verschwörungserzählungen in den Medien bekannt gemacht werden, mit der Erklärung, warum sie nicht stimmen.
    5. Wenn jemand antisemitische Verschwörungserzählungen verbreitet, ist es immer wichtig, etwas zu sagen, weil Menschen zuhören könnten, die vielleicht sonst daran glauben.
    6. Für Jüdinnen und Juden macht es einen Unterschied, ob wir versuchen, zu reagieren, wenn jemand eine antisemitische Äußerung macht.
  4. Um die Arbeit zu vertiefen, werden die TN in Gruppen (ca. vier Personen) aufgeteilt. Die Gruppen bekommen Bilder ausgeteilt und sollen sich innerhalb der Gruppe überlegen, wie sie darauf reagieren würden, wenn ihnen diese Bilder z.B. über einen Messengerdienst zugeschickt werden würde.

Arbeitsaufträge:

  1. Überlegt gemeinsam, wie ihr auf die dargestellten Bilder reagieren würdet, wenn ihr sie in einem Messenger weitergeleitet bekommt. Diskutiert, welche Gefühle und Gedanken diese Bilder bei euch auslösen.
  2. Identifiziert und notiert antisemitische Motive, die in den Bildern sichtbar sind. Welche Botschaften oder Stereotype werden vermittelt?
  3. Entwickelt verschiedene kreative Antworten auf die antisemitischen Motive. Ihr könnt beschreiben, zeichnen – bedenkt dabei auch den digitalen Kontext (arbeitet bspw. mit Emojis, Memes oder Videos).
  1. Die Gruppen stellen ihre kreativen Antworten in der Gruppe vor und beschreiben, warum sie sich für diese Antwort entschieden haben. Anschließend kann noch folgendes diskutiert werden: Wie würdet ihr im realen Leben reagieren? Welche Unterschiede gibt es zu Reaktionen im Internet?
  2. Nun kann es entweder:
    1. Einen Rückgriff auf die ABs „Antisemitismuscocktail“ und „Warum schmeckt Antisemitismus“ (s. Material) geben. Die TN ergänzen ihre Arbeitsbögen mit den neuen Erkenntnissen bzw. füllen diese Arbeitsbögen aus.
    2. Eine Ergebnissicherung für das gesamte Modul geben. Die TN erstellen gemeinsam im Plenum ein Schaubild/Cluster antisemitischer Motive und Begriffe auf die im Folgenden immer wieder zurückgegriffen werden kann.

 Methode

– Positionierungsaufgabe

– Gruppenarbeit

Weitere Methoden als TIPP:

Die Amadeu-Antonio-Stiftung hat einen Entschwörungsgenerator entwickelt, mit dem kreativ gearbeitet werden kann:

 Material

– Tafel/Flipchart

– evtl. Karteikarten + Stifte

Resümee und Ausblick

Am Ende dieses Moduls haben die TN verschiedene weit verbreitete Verschwörungserzählungen kennengelernt und sich intensiv mit deren Funktionsweise auseinandergesetzt. Der Zusammenhang zwischen Verschwörungen und Antisemitismus war ebenso zentral wie das Entschlüsseln antisemitischer Codes. Immer wieder wurde die Perspektive auf die Frage eingenommen, welchen Zweck der Glaube an Verschwörungserzählungen erfüllt, um deutlich zu machen, dass Verschwörungserzählungen, ebenso wie Antisemitismus, nichts mit Jüdinnen und Juden zu tun haben. Die Funktion der Selbstidealisierung wird in den kommenden Modulen weiter untersucht.

Im nächsten Modul „Judas reloaded“ wird der Frage nachgegangen, welche zentralen antisemitischen Motive (Geld, Verrat, Verschwörung) mit dem christlichen Glauben verbunden sind. Warum wurde Judas in der Rezeptionsgeschichte als alleiniger „Verräter“ dargestellt? Eine intensive und kreative Auseinandersetzung mit biblischen Erzählungen soll die Spuren der christlichen Signaturen im Antisemitismus weiter verfolgen.