Modul 3: Judas reloaded
Hinführung
Das Modul Judas Reloaded beginnt mit einer intensiven Auseinandersetzung mit der Passionsgeschichte und den darin enthaltenen Darstellungen von Judas. Es vertieft das Wissen der TN über die historische Situation zur Zeit von Jesus und seiner Kreuzigung und ermöglicht ihnen eine spielerische Annäherung an die Entstehung von Erzählungen. Sie erfahren, dass Geschichten und Berichte immer durch persönliche Wertungen in der Art und Weise, wie wir erzählen, geprägt sind. Durch kreative Design-Thinking-Elemente setzen sie sich mit den vielfältigen politischen und religiösen Motiven rund um die Kreuzigung Jesu auseinander – und erkennen dabei, dass das gängige Bild von Judas als Verräter Jesu hinterfragt werden kann.
Die vergleichende Analyse der Passionsgeschichten aller vier Evangelien ist fokussiert auf die unterschiedlichen Darstellungen der Figur Judas. Über die Arbeit an einer Erzählcollage lernen die TN unbekannte Gedanken und innere Abwägungen kennen, können sich identifizieren oder abgrenzen, gehen in einen Austausch mit den Jünger*innen und ihrer konstruierten Vielschichtigkeit. Über Videos wird erstes Wissen über christliche Narrative im Antisemitismus gesammelt und die singuläre Erzählung von Judas wird weiter irritiert. Die TN eignen sich diese Irritation und den Zugang des Anders Erzählens an und gestalten selber eine Erzählcollage. Die Teilnehmenden übernehmen diese kritische Perspektive und entwickeln selbst eine Erzählcollage.
Dabei bleibt das Modul stets nah an den biblischen Texten und legt den Fokus auf die Entstehungszeit und den Kontext der Evangelien. Im Zentrum steht die Suche nach gesellschaftspolitischen Zusammenhängen zur Zeit Jesu und die mehrdimensionale Betrachtung der Figur des Judas in den Evangelien.
Methodischer Hinweis für Anwender*innen für alle Module
Ausgehend von dem Kurzfilm „Masel Tov Cocktail“, der den Auftakt zu Modul 1 bildet, schlagen wir vor, in allen Modulen mit dem „Cocktail“ als Sinnbild zu arbeiten – einem Antisemitismus-Cocktail. Warum ein Cocktail? Ein Cocktail ist ein Mixgetränk, das aus mehreren Zutaten besteht und in einem Shaker verrührt wird. Cocktails gibt es schon sehr lange, sie folgen oft einer typischen Grundstruktur, und viele werden weltweit nach der gleichen Rezeptur gemixt. Nicht alle Zutaten sind sofort herauszuschmecken, und nicht jeder Cocktail trifft den Geschmack aller Menschen.
In jedem Modul finden sich neue Zutaten für den giftigen Antisemitismus-Cocktail: alte und aktuelle Erscheinungsformen von Antisemitismus, antisemitische Motive oder Codes sowie christliche antijüdische Negativstereotypisierungen. Zudem zieht sich eine zentrale Frage durch alle Module, die anhand verschiedener Kontexte und Beispiele immer wieder neu beantwortet wird: Warum schmeckt der Antisemitismus-Cocktail? Und vor allem, warum schmeckte und schmeckt er Christ*innen?
Die beiden Arbeitsbögen „Antisemitismus-Cocktail“ und „Warum schmeckt’s?“ begleiten alle Module und werden am Ende jedes Moduls zur Ergebnissicherung integriert. Je nach Gruppendynamik sowie den verfügbaren Materialien und Räumlichkeiten empfehlen wir, diese beiden Bilder als großes Wandbild zu übertragen und kontinuierlich zu ergänzen. Alternativ können die Arbeitsbogen-Vorlagen (am besten als A3-Druck) verwendet werden, angepasst an den jeweiligen Kontext. Selbstverständlich können sie auch genutzt werden, wenn nur ein Modul oder einzelne Einheiten behandelt werden.