Modul 3 – Einheit 5
Stimmengewirr – Anders Erzählen
Ziel
Ziel dieser Einheit ist es, ein Verständnis für die christlichen Signaturen im Antisemitismus zu entwickeln und die Handlungskompetenz der TN durch kreatives Erzählen zu fördern. Die TN beschäftigen sich mit den Perspektiven von Judas, erstellen eine Erzählcollage und integrieren persönliche Zugänge sowie Themen, um die Vielfalt der Perspektiven zu erweitern und individuelle Schwerpunkte zu setzen.
Ablauf
Hinweis: Die TN sollen sich in Perspektivübernahme üben, indem sie sich in die Rolle von Judas hineinversetzen sollen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Inside Judas
- Das AB „In Therapie“ (s. Material) wird ausgeteilt. In der Geschichte liegt Judas bei Freud auf der Couch und versucht in der Psychoanalyse seine Erlebnisse und Emotionen zu sortieren. Die Geschichte bricht ab und die TN sollen nun die Geschichte weiterschreiben. Dabei können sie entweder die Geschichte im Stil der Vorlage fortführen, oder selbst kreativ werden in Form eines Briefes, eines Dialogs, eines Zeitungsartikels etc. und aus der Perspektive des Judas die Geschehnisse rund um die Kreuzigung berichten.
- Die Ergebnisse werden im Plenum präsentiert und in einer offenen Diskussionsrunde wird über die Erkenntnisse der Arbeit reflektiert: Was haben die TN für neue Erkenntnisse erlangt und wie hat sich dadurch ihr Blick auf die Passionsgeschichte verändert?
Eigene Erzählcollage
- Die TN werden in Zweiergruppen eingeteilt und gebeten, sich eines der drei Bilder aus der Erzählcollage (Abendmahl, Garten oder Petrus) Zunächst sollen sie über das Bild sprechen und sich Notizen machen. Welche Gedanken fehlen noch in dieser Szene? Wer könnte noch was gedacht haben? Und warum? Welche Perspektive interessiert uns am meisten?
- Jede Gruppe erstellt nun eine Audiodatei, in der sie die fehlenden Gedanken und Perspektiven zum Bild verbalisieren.
- Die Ergebnisse werden im Plenum präsentiert und in einer offenen Diskussionsrunde wird über die Erkenntnisse der Arbeit reflektiert: Was haben die TN für neue Erkenntnisse erlangt und wie hat sich dadurch ihr Blick auf die Passionsgeschichte verändert?
Und warum schmeckt’s?
- Gemeinsam blickt die Gruppe zum Abschluss auf das ganze Modul „Verrat mir mal, verräts du mich?“, auf die Ergebnisse, die offenen Fragen darin, auf das Entdeckte und noch Unverstandene.
- Die Gruppe befüllt oder ergänzt den bereits begonnenen Antisemitismus Cocktail aus Modul 1 (vgl. Modul 1, Einheit 4).
- Die TN werden danach angeregt weitere Ideen zur Frage: Warum schmeckts? zu sammeln (vgl. Modul 1, Einheit 5)
Methode
– Eigenarbeit
– Kreatives Schreiben
– Gruppenarbeit
– Kreatives Schreiben
– Audioaufnahme
– Plenumsdiskussion
Material
– Aufnahmegerät/Smartphone
Resümee und Ausblick
In diesem Modul wurden die Teilnehmenden angeleitet, die Figur „Judas“ aus einer neuen Perspektive zu betrachten und seinen Platz innerhalb antisemitischer Narrative zu untersuchen. Besonders betont wurde der Zusammenhang zwischen mündlicher Überlieferung und antisemitischen Verschwörungserzählungen. Zudem wurde die Entstehungszeit dieser antijüdischer Narrative beleuchtet, was die Grundlage für die nachfolgende Arbeit bildet.
Die dabei gesammelten Erkenntnisse sind entscheidend für das Verständnis moderner Verschwörungserzählungen und aktuellen Antisemitismus. Dieses Wissen wird in das nächste Modul mitgenommen, in dem die Teilnehmenden die Traditionen weiter vertiefen und sich selbstreflexiv mit dem Prinzip des „Weitererzählens“ auseinandersetzen. In Modul 4 mit dem Titel „Verrat mir mal, verrätst du mich?“ liegt der Fokus auf der Rezeptionsgeschichte der Judas Figur und der Diskussion und Neubewertung des Verratsmotivs, das eng mit Judas verknüpft ist.