Modul 4 – Einheit 3
Gewalt die bleibt
Hintergrundwissen für Anwender*innen:
Diese Einheit soll den TN die Kontinuität und Wirksamkeit antisemitischer Narrative verdeutlichen. Anhand von Bildanalysen aus verschiedenen Jahrhunderten sollen sie erkennen, dass antisemitische Darstellungen keine historischen Überreste sind, sondern wiederholt genutzt wurden und bis heute Einfluss haben. Ziel ist es, den durchgehenden Einfluss von Vorwürfen wie dem des „Gottesmords“ und „Ritualmords“ zu zeigen und zu verdeutlichen, wie sehr sie von christlichen Erzählungen geprägt sind und zu Gewalt, Ausgrenzung und Diskriminierung führten.
Die hier analysierten Bilder sowie die Ergebnisse der Online-Recherche sind gewaltvoll. Die Einheit steht daher vor dem Balanceakt, antisemitische Narrative sichtbar zu machen, um ihre zerstörerische Wirkung und historische Kontinuität zu verdeutlichen, ohne dabei ungewollt antisemitische Stereotype zu reproduzieren oder ihre Wirkung zu verstärken. Zum generellen pädagogischen Umgang mit dieser Spannung finden Sie hier weiterführende Gedanken.
Ziel
Ziel dieser Einheit ist es, dass die TN die historische Entwicklung antisemitischer Bilder und Narrative verstehen und deren gewaltsame Auswirkungen sowie die dauerhafte Präsenz in der Gesellschaft erkennen. Sie verknüpfen die entdeckten christlichen Signaturen im Antisemitismus mit den bereitgestellten Bildern, um die Tragweite und die Gewaltgeschichte des Antisemitismus vor und nach der Shoah zu erfassen. Inhaltlich analysieren die TN Bildmaterial, das über das Motiv des Verrats hinausgeht, und beschäftigen sich mit den antisemitischen Narrativen des „Gottesmordes“ und „Ritualmordes“. Dabei erkennen sie die Zusammenhänge zu den bisherigen Erkenntnissen und die jahrhundertelange Kontinuität des Antisemitismus.
Ablauf
- Die TN werden in Kleingruppen (ca. vier Personen) aufgeteilt und bekommen unterschiedliche antisemitische Bilder zu den Themen „Gottesmord“, „Ritualmord“ und „Lebendes Kreuz“ bereitgestellt. (s. Material)
- Nach einer kurzen Betrachtungszeit sollen die TN innerhalb der Gruppe beschreiben, was sie auf den Bildern sehen. Dabei geht es nicht nur um die offensichtlichen Elemente, sondern auch um Symbole, Figuren, Kleidung, Farben etc.
- Im nächsten Schritt sollen diese Bilder analysiert werden. Dazu bekommen die Gruppen einen Fragebogen mit Analysevorschlägen ausgeteilt (s. Material), dessen Fragen sie als Anregung nutzen können.
- Anschließend werden Hintergrundtexte, Quellen und Zeitangaben ausgeteilt (s. Material) und die Gruppen bekommen die Aufgabe, diese den Bildern zuzuordnen. Anschließend vergleichen sie die Bilder: Welche Motive tauchen immer wieder auf? Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen den Bildern aus den verschiedenen Jahrhunderten?
- Die TN betrachten/analysieren nun die Bilder, die ohne begleitende Texte präsentiert wurden. Dabei können folgende Fragen beantwortet werden:
- Welche neuen Symbole oder Darstellungen sind erkennbar und wie stehen sie im Vergleich zu den vorherigen Bildern
- Welche Emotionen werden durch diese Bilder hervorgerufen? Welche Reaktionen könnten sie beim Betrachter auslösen?
- Inwiefern spiegeln die Darstellungen kulturelle oder historische Einflüsse wider?
- Im Anschluss diskutieren die Gruppen ihre Erkenntnisse und vergleichen sie mit den vorherigen Bildern, um die Entwicklung antisemitischer Motive und deren Veränderungen im Laufe der Zeit zu analysieren.
- Im Plenum werden die Ergebnisse der Gruppenarbeit besprochen. Zunächst werden Schritt für Schritt die Fragen der Bildanalyse zusammengetragen, sodass sichergestellt ist, dass alle TN die Codes, Narrative und Bilder entdeckt haben. Fehlendes sollte hier ergänzt werden.
Im gemeinsamen Gespräch kann der Fokus auf die jahrhundertelange Kontinuität der antisemitischen Bilder und Narrative gelegt werden. Wichtig ist hierbei zu betonen, dass diese Erzählungen Gewalt und Ausgrenzung verursacht haben und bis heute verursachen. Dazu passt folgende Diskussionsfrage: Warum sind diese Motive so wirksam und langlebig? Warum schmeckt der Cocktail?
Methode
– Bildanalyse
– Gruppenarbeit
– Plenumsdiskussion