11.04.2024

Antisemitismuskritik als Bildungsprozess am Beispiel von Unterrichtsmaterialien

Kaum ein Mensch versteht sich heute normalerweise dezidiert und offen als Antisemit oder als antisemitisch. Gleichwohl stellen wir fest, dass bestimmte antijüdische oder antisemitische Einstellungen besonders in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie in Form von Verschwörungserzählungen an die Oberfläche kommen. Seit dem 7. Oktober 2023 erleben wir erneut, wie Jüdinnen und Juden und Israel zur Projektionsfläche antisemitischer Bilder werden. Dabei werden die christlichen Signaturen und Stereotypisierungen des säkular auftretenden Antisemitismus oft nicht wahrgenommen und in der (religions-) pädagogischen Praxis zu wenig reflektiert und bearbeitet. Die Auseinandersetzung mit christlichen antijüdischen Bildern ist daher nicht nur in kirchlichen Bildungskontexten dringend notwendig. Auch in Schulbüchern werden antisemitische Bilder reproduziert – häufig unentdeckt. Antisemitismuskritik als pädagogische Praxis bedeutet, diese Bilder zu stören und neue zu schaffen. Dazu gehört eine selbstreflexive Auseinandersetzung, um Selbst- wie auch Fremdbilder zu verstehen und sich dem Funktionsmechanismus des Antisemitismus, der maßgeblich der Selbstidealisierung dient, bewusst zu werden.

Die Reihe gibt Impulse zu diesen Befunden und zur pädagogischen Bearbeitung. Sie speist sich auch aus den Erfahrungen eines antisemitismuskritischen Bildungsprozesses mit evangelischen Schulen, in dem pädagogische Bildungsmaterialen entwickelt und erprobt wurden.