Die Macht der Projektion
Über die Veranstaltung
Kaum ein Mensch versteht sich heute normalerweise dezidiert und offen als Antisemit oder als antisemitisch. Gleichwohl stellen wir fest, dass bestimmte antijüdische oder antisemitische Einstellungen besonders in Krisenzeiten wie der
Über die Veranstaltung
Kaum ein Mensch versteht sich heute normalerweise dezidiert und offen als Antisemit oder als antisemitisch. Gleichwohl stellen wir fest, dass bestimmte antijüdische oder antisemitische Einstellungen besonders in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie in Form von Verschwörungserzählungen an die Oberfläche kommen. Seit dem 7. Oktober 2023 erleben wir erneut, wie Jüdinnen und Juden und Israel zur Projektionsfläche antisemitischer Bilder werden. Dabei werden die christlichen Signaturen und Stereotypisierungen des säkular auftretenden Antisemitismus oft nicht wahrgenommen und in der (religions-) pädagogischen Praxis zu wenig reflektiert und bearbeitet. Die Auseinandersetzung mit christlichen antijüdischen Bildern ist daher nicht nur in kirchlichen Bildungskontexten dringend notwendig. Auch in Schulbüchern werden antisemitische Bilder reproduziert – häufig unentdeckt. Antisemitismuskritik als pädagogische Praxis bedeutet, diese Bilder zu stören und neue zu schaffen. Dazu gehört eine selbstreflexive Auseinandersetzung, um Selbst- wie auch Fremdbilder zu verstehen und sich dem Funktionsmechanismus des Antisemitismus, der maßgeblich der Selbstidealisierung dient, bewusst zu werden.
Die Reihe gibt Impulse zu diesen Befunden und zur pädagogischen Bearbeitung. Sie speist sich auch aus den Erfahrungen eines antisemitismuskritischen Bildungsprozesses mit evangelischen Schulen, in dem pädagogische Bildungsmaterialen entwickelt und erprobt wurden.
Themen und Termine
17.04.2024 Die Macht der Projektion mit Christian Staffa, Studienleiter für Demokratische Kultur & Bildung, Evangelische Akademie
zu Berlin; Beauftragter für den Kampf gegen Antisemitismus der EKD: Was ist Antisemitismus und was bedeutet Antisemitismuskritik als Bildungsprozess? Welche Mechanismen sind im Antisemitismus inhärent und welche Funktion erfüllt er als Welterklärungsmodell? Durch welche Bilder und Stereotype und deren christlichen Signaturen ist Antisemitismus wirksam?
29.04.2024 Verschwörungserzählungen: Macht und Ohnmacht mit Prof. em. Katharina von Kellenbach, Projekt „Bildstörungen Elemente einer antisemitismuskritischen pädagogischen und theologischen Praxis“, Evangelische Akademie zu Berlin: Was sind Verschwörungserzählungen und wie funktionieren sie? Was sind die Unterschiede zwischen Verschwörung und Verschwörungsmythos und was hat die Passionsgeschichte damit zu tun? Warum erscheinen Narrative von jüdischer Schuld und (All-)Macht nicht nur in westlicher Kirchengeschichte sondern auch in der heutigen Politik glaubwürdig und überzeugend?
21.05.2024 Störung hat Vorrang mit Kristina Herbst und Nina Schmidt, Projektleiterinnen „DisKursLab – Labor für antisemitismus- und rassismuskritische Bildung & Praxis, Evangelische Akademie zu Berlin: Wie kann eine antisemitismuskritische (religions-)pädagogische Praxis gestaltet werden? Welche Bilder müssen wir dekonstruieren und wie können wir andere, neue Geschichten erzählen, die ohne antijüdische Bilder auskommen?
03.06.2024 Bilder von Israel mit Anita Haviv, Autorin, tätig in der politischen Bildung, Israel und Shila Erlbaum, Zentralrat der Juden in Deutschland: Welche Bilder von Israel sind in der Gesellschaft präsent und welche werden in Schulbüchern vermittelt? Wie kann über Israel gesprochen werden ohne Antisemitismus zu reproduzieren? Welche Rolle spielt Israel für eine antisemitismuskritische pädagogische Praxis, insbesondere nach dem 7. Oktober 2023?
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Zeit
17. April 2024 17:00 - 18:30(GMT+02:00)
Ort
Online