Ein Ruck muss durch die Kirche gehen!

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Artikel veröffentlicht in die Kirche am 27. November 2011

Ein Ruck geht durch Deutschland! Oder? Grund genug gäbe es ja. Ohne die Geschichte(n) wiederholen zu wollen, die wir in den letzten Tagen zur Überraschung vieler und Bestätigung einiger weniger gehört haben, sehen wir diesen Grund vor uns. 10 rassistisch motivierte Morde, die lange Zeit „Döner-Morde“ hießen, als seien hier nicht reale Menschen gemordet worden; viele sehr verstörende Vorfälle bei den Ermittlungen bis hin zu der Tatsache, dass bei einem Mord ein Verfassungsschützer „privat“ dabei war, der auch „klein Adolf“ genannt wurde; Ermittlungsgruppen, die „Aladin“ oder „Bosporus“ heißen, aber natürlich nach allen Seiten ermittelt haben. Ich kann nicht alles aufzählen, was uns in den letzten Tagen einen Stich ins Herz gegeben hat. Allein die Frage, was es für die Angehörigen bedeutet haben mag, dass die Opfer verdächtigt wurden, Teil zu haben an mafiösen Geschäften, also selbst schuldverstrickt seien, löst mehr als Unwohlsein aus. Leider scheint dafür niemand so recht die Verantwortung übernehmen zu wollen. Es ist ja doch offenkundig, dass die Option, dass diese Taten von rechtsextremen Tätern ausgingen, geringer geschätzt wurde als andere.

Die Initiativen, die sich mit Demokratieentwicklung und gegen rechtsextreme Einstellungen einsetzen, wissen ein Lied davon zu singen, dass die Verharmlosung menschenfeindlicher Einstellungen nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel war. Die fast 150 Hass-Morde seit der Wende boten keinen Anlass Anfeindungen gegen anders Aussehende, anders sprechende, Dunkelhäutige, Muslime, Juden radikal zu konfrontieren. „Meint er/sie doch nicht so.“ „Das wächst sich aus.“ Dabei war und ist der Fokus auf die Jugend sowieso schon ein Irrweg. Es sind die älteren, die den Ton angeben und die Jugend setzt diese Ansichten um. Entwaffnend deutlich in der Jauch-Talkshow zum Thema der Aussteiger. „Natürlich haben wir uns empfunden als die, die das tun, was die älteren sich zu tun nicht trauen.“

In der Mitte der Gesellschaft lebt und denkt schließlich auch Herr Sarrazin, der dort ja auch eine große Akzeptanz bekommt. Mit dieser Akzeptanz sollte nun wohl Schluss sein. Wie auch die leidige und in und für Deutschland schon immer geschichtlich falsche Gleichsetzung von Links- und Rechtsextremismus. Sie stimmte schon nicht für die Weimarer Republik.

Aber obwohl und weil es einige wichtige kirchliche Initiativen auch in Brandenburg, in Berlin und anderen Landeskirchen gibt, müssen wir uns als Christen, als Kirche auch nicht nur nach draußen wenden. Alle Studien zu menschenfeindlichen Einstellungen zeigen, dass diese in unseren Gemeinden genauso wie, wenn nicht mehr zu Hause sind als im Rest der Gesellschaft. Ein Viertel unser Mitglieder „Ausländerfeindlich“. Ist das zu glauben? Ja, das müssen wir glauben, wenn wir gegen diese Wirklichkeit, die eben leider kein Spuk ist, etwas tun wollen. Sarrazin ist auch in unserer Kirche zu Hause und wir müssen ihm und ähnlich Gesinnten die Tür weisen und nicht öffnen. Es geht um unser Bekenntnis zu dem Gott Israels und Vater Jesu Christi, der uns alle als Gottes Ebenbild geschaffen hat. Es ist unsere Verantwortung, Gottes Schöpfung auch an dieser Stelle zu bewahren. Ein Ruck muss durch unsere Kirchen gehen.